Lektion 2.1: Wer bin ich ohne Liebe?
Viele Menschen definieren sich durch Beziehungen. Doch wer bist du, wenn niemand dich liebt, bewundert oder begehrt? In dieser Lektion geht es um den Blick in die Leere – jenen Raum, den wir oft zu vermeiden versuchen. Diese Leere ist keine Schwäche, sondern die Einladung zur Selbsterkenntnis.
Beobachtung: Angst vor dem Alleinsein
Alleinsein wird oft mit Einsamkeit verwechselt. Wer sich selbst nicht aushält, sucht in anderen Zuflucht statt Beziehung.
Übung: Wer bist du ohne Spiegel?
Schreibe 10 Dinge auf, die dich beschreiben – ohne Rollen wie Partner, Mutter, Freund.
Wer bist du, wenn niemand hinsieht?
Was bleibt übrig, wenn du niemandem etwas beweisen musst?
Lektion 2.2: Bedürfnis vs. Bedürftigkeit
Ein Bedürfnis ist gesund – es zeigt, was dir guttut. Bedürftigkeit hingegen erwartet, dass jemand anderes dich heilt. Diese Unterscheidung ist zentral, um wahre emotionale Unabhängigkeit zu entwickeln. Nur wer aus Fülle liebt, liebt frei.
Reales Beispiel
Person A möchte Nähe – sie fragt danach. Person B *braucht* Nähe, um sich wertvoll zu fühlen. Wer ist frei, wer ist gefangen?
Übung: Liste deiner Liebes-Bedürfnisse
Notiere deine emotionalen Bedürfnisse. Markiere jene, ohne die du dich wertlos fühlst – das sind Hinweise auf Bedürftigkeit.
Frage dich: Kannst du dir davon selbst etwas geben?
Lektion 2.3: Das „Liebesloch“ in uns
Viele unserer heutigen Sehnsüchte wurzeln in unerfüllten kindlichen Bedürfnissen: gesehen werden, gehalten werden, bedingungslos angenommen sein. Diese unerkannten Wunden werden später auf Partner projiziert – wir erwarten Heilung durch Liebe, statt uns selbst zu heilen.
Warnung: Liebesprojekte sind keine Therapien
Du kannst nicht heilen, indem du jemanden findest, der alles gibt, was deine Eltern nicht konnten.
Übung: Kindliche Sehnsüchte erkennen
Beantworte schriftlich:
– Was habe ich als Kind emotional am meisten vermisst?
– Wo erwarte ich heute, dass mein Partner mir das gibt?
– Was davon kann ich heute selbst nachnähren?
Lektion 2.4: Dich selbst erkennen, bevor du liebst
Wer sich selbst nicht kennt, liebt aus Unbewusstheit. In Beziehungen wiederholen sich dann Muster – meist Schmerzvermeidung, Kontrolle oder Rückzug. Selbstkenntnis macht dich fähig, Verantwortung für dein Fühlen und Verhalten zu übernehmen – und damit für echte Liebe bereit zu sein.
Erkenntnis
Du kannst niemanden wirklich lieben, wenn du dich selbst nur funktional behandelst oder ablehnst.
Übung: Spiegelarbeit
Stell dich vor einen Spiegel, schau dir bewusst in die Augen und sprich laut:
„Ich bin bereit, mich selbst zu erkennen – auch wenn es wehtut.“
Notiere danach deine Gedanken und Gefühle. Was kam hoch?